Auch wenn wir nicht handeln – übernehmen wir dafür die Verantwortung. Auch das Unterlassen kann Folgen haben – für unsere Familie, für unsere Landwirtschaft, für´s Ehrenamt oder die Gesellschaft. Deswegen ermutige ich euch, liebe Bäuerinnen, euch weiterhin einzumischen, anzupacken und mitzugestalten: Sei es in Eurer Ortsgruppe, im Bezirk, in der Gemeinde, in den Höfekommissionen – überall dort, wo ihr gefragt seid. Übernehmen wir die Verantwortung selbst, haben wir es auch selbst in der Hand.
Verantwortung heißt Macht und die Chance des Gestaltens, des Entscheidens und des Mitwirkens.
Viele von Euch tun dies bereits in einer besonderen Weise. Als Funktionärin auf Orts-, Bezirks- oder Landesebene, in den Gemeinden oder in anderen Verbänden. Zusammenarbeit innerhalb unseres Berufstandes aber auch außerhalb davon tut uns gut, alle profitieren davon – und ich bin überzeugt, dass diese Verantwortung der entscheidende Funken zum Erfolg ist.
In diesem Sinne ist Verantwortung auch stets Mitverantwortung.
Wir tragen auch Verantwortung für unsere Landwirtschaft, für die Landschaft, für unsere bäuerlichen Betriebe und für die darin produzierten Lebensmitteln.
Und jede und jeder von uns geht mit dieser Aufgabe verantwortungsvoll um – integrierter oder biologischer Betrieb, Obst oder Viehbauer, Berg oder Tal, Bäuerin oder Bauer. Die respektlosen Aussagen über unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft von verschiedenen Gruppen sind zum Teil nicht nur unwahr, sondern auch verantwortungs- und respektlos. Wenn jede und jeder von uns nach bestem Wissen und Gewissen - verantwortungsvoll arbeitet - nur dann können wir uns auch in Zukunft gemeinsam weiterentwickeln.
Wir tragen auch Verantwortung für unsere Familien.
Als beeindruckende Beispiele dafür erwähne ich jene Bäuerinnen, die die Witwenehrung heute erhalten. Diese Bäuerinnen haben trotz schwierigster Umstände die Familie zusammengehalten und den Betrieb weitergeführt. Ihr Mut ist für uns alle beispielgebend. Als bäuerliche Familie haben wir ein wertvolles Kulturgut zu verantworten, das uns von unseren Ahnen anvertraut wurde. In letzter Zeit gab es Angriffe gegen den geschlossen Hof. Liebe Bäuerinnen, ich bin überzeugt, dass der geschlossene Hof unser Überleben sichert. Die Führung dieses Betriebes, die Übergabe oder Übernahme erfordert einen bewussten Umgang mit Verantwortung. Denn nur dadurch hat sich dieses Modell bewährt und wird sich auch in Zukunft bewähren.
Tief in unserer bäuerlichen Welt sind Werte verwurzelt, die viele suchen: Verlässlichkeit, Aufrichtigkeit, Durchhaltevermögen, Zusammenhalt oder Handschlagqualität. Es lohnt sich, sich für diese Werte einzusetzen, sie zu leben und an unsere Kinder weiterzugeben. Das Verteidigen dieser Werte ist auch Verantwortung – gelebt oder unterlassen – werden wir die Folgen in Zukunft sehen. Wie wir uns heute verhalten, bestimmt unser morgen.
Leben nach Vorbildern ist sinnvoller als Leben nach Vorschiften.
Mit Werten leben und erleben verbinde ich auch die Möglichkeit und die Fähigkeit, Menschen an und in unserer bäuerlichen Welt teilhaben zu lassen.
Soziale Landwirtschaft öffnet hier Perspektiven für uns Bäuerinnen, unsere bäuerlichen Betriebe und unsere Gesellschaft. Wir übernehmen hier die Verantwortung gemeinsam mit Euch diesen Weg zu gehen.
Wir Bäuerinnen gestalten Landwirtschaft: Mit unserer Vielfältigkeit, unserer Kreativität und Belastbarkeit. Und vor allem mit Freude. Freude ist ansteckend – und motiviert zukünftige Generationen. Begeisterung und Leidenschaft lassen sich nicht lehren, sondern nur vorleben.
Verantwortung ist nicht verhandelbar, liebe Anwesende. Das wissen wir alle, auch sie als Politikerinnen und Politiker. Ich bitte die daher: schaffen sie die Rahmenbedingungen, damit sich unsere kleinen bäuerlichen Familienbetriebe entwickeln können, um weiterhin Lebensmittel mit hoher Qualität produzieren zu können.
Sie haben in der Politik die Verantwortung, wir haben sie draußen in der Natur.
Wir wollen nicht alleine und schnell gehen, sondern weit und gemeinsam. Es geht nur gemeinsam. Daher: Gehen wir diesen Weg gemeinsam weiter.
Verantwortung ist ein Prinzip und kein Problem. Tragen wir diese Verantwortung – bewusst und mit Werte gefüllt.
Rede von Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer, Landesbäuerinnentag, 11.03.2018