Almabtrieb: Dank- und Freudenfest

Brauchtumskalender der Bäuerinnen Nr. 44/53 vom 23. August 2021

Wenn die Weiden mager werden, freuen sich die Hirten und Senner auf den Almabtrieb.Der Almabtrieb ist im ganzen Land ein Dank- und Freudenfest. So wie die Auffahrtstermine sind auch die Tage des Almabtriebs festgelegt und orientieren sich heute noch an den Volksheiligen.

Zu Barthlmä kemman die Pamper, mäh.

An Barthlmä, dem Tag des heiligen Bartholomäus am 24. August, treiben die Saltner (Hirten) das Vieh auf einen Sammelplatz auf der Schian am Ritten, der Stricker-Pfarrer genannt wird und sich in der Nähe der Saltnerhütte befindet. Hier können die Bauern ihre Tiere, die sie den ganzen Sommer über nicht gesehen haben, besichtigen. Früher fand an diesem Tag ein Viehmarkt statt, heute hat sich dieses Ereignis zu einem Volksfest entwickelt, zu dem auch viele „Auswärtige“ kommen. Umrahmt wird das Almfest mit Musik und den Goaßlschnöllern und Goaßlschnöllerinnen. Verschiedene Dorfvereine sorgen für Speis und Trank.

Die Termine für die Heimfahrt, sind unterschiedlich.

Je nach Lage und Höhe der Alm ziehen die Hirten und Senner am 8. September zu Mariä Geburt, am 14. September zum Fest der Kreuzerhöhung oder zu Michael am 29. September wieder hinab ins Tal. Für die Almen, die vorwiegend in gemeinschaftlichen Besitz sind, ist das Fest Heiligkreuz am 14. September ein beliebter Heimfahrtstag. Auf den Privatalmen im Pustertal wird das Vieh an den Samstagen vor Rosari, den Rosenkranzsonntag, abgetrieben.

Der Almabtrieb von der Seiser Alm findet heute meist am Sonntag vor dem Erntedankfest statt. Die Kühe werden geputzt und am letzten Wegstück kurz vor dem Dorf mit großen Glocken an kunstvoll gearbeiteten Riemen und mit Kränzen geschmückt. Dieses festliche Schmücken, das Aufkranzen, geht auf vorchristliche Zeiten zurück. Die schweren Glocken mit ihrem Geläut sollten das Vieh vor Dämonen schützen und die Spiegel im Kranzgebinde böse Geister bei ihrem eigenen Anblick vertreiben.

Text© Aus: Lebendige Bräuche in Südtirol, Jutta Tappeiner und Hans Grießmair, Athesia Verlag 2019

Foto©Dora Huber

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