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Freitag, 22 August 2014

Leben und leben lassen

Wo Arbeit Teil des Familienleben ist, kann die Familie auch Teil der Arbeit sein. In diesem Fakt liegen viele Chancen, aber auch große Herausforderungen. Von Verena Niederkofler

Konflikte sind selbstverständlich, wenn mehr Menschen zusammentreffen. „Wo es viele gibt, gibt es viele Meinungen“, so Hans Dorfmann, der den Obermoserhof in Feldthurns vor 30 Jahren erfolgreich übernommen hat. „Wichtig ist nur, dass miteinander gesprochen wird. Und Reden tun wir viel“, so der Bauer, der mittlerweile selbst zwei große Söhne hat. Sein Vater Johann Dorfmann hat den Hof rechtzeitig übergeben, damit „der Sohn aus dem Hof noch was machen kann“, wie der Seniorbauer bei der Tagung zu sagen pflegt. Und auf die Frage, ob es ihm schwer gefallen wäre, loszulassen, meint er mit einem Schmunzeln: „Loslassen ist gar nicht schwer, wenn man außerhalb des Hofes noch zu tun hat. Und ich bin in vielen Vereinen tätig, watte und tanze gerne. Von Langeweile kann da keine Rede sein.“

Bei den Familientreffen von der Familie Dorfmann kommen schon mal 30 Leute zusammen. Kinder, Enkel oder Urenkel. „Es wird gemeinsam gearbeitet, aber auch gemeinsam gefeiert“, so das Rezept der beiden Dorfmanns. Dies bestätigten auch die Referenten der Tagung. „Nicht nur das miteinander Reden ist wichtig, sondern auch das gemeinsame Erleben, das Feiern von Erfolgen“, so Wagner, Projektleitern Lebensqualität Bauernhof Tirol.

Sie begleitet bäuerliche Familien in schwierigen Lebenssituationen. Ob Generations – oder Paarkonflikte, Sorgen oder Ängste, all dies lässt das Miteinander am Hof erstarren, wenn nicht rechtzeigt gehandelt wird. Vor allem die enge Verknüpfung von Arbeit und Familie erfordert ständiges Gespräch, ständiges sich Abstimmen und Mitsammen sprechen. „Der Bauernhof ist ein Ort an dem gemeinsam gelebt und gearbeitet wird. Alleine diese zwei Tatsachen führen dazu, dass es ein spannender und gleichzeitig mitunter mühevoller Weg sein kann“, so Wagner. „Jedes Familienmitglied wünscht sich grundsätzlich von Herzen angenommen zu sein, dem einen ist das bewusst, dem anderen nur in Schattierungen. Die verschiedenen Generationen haben meist unterschiedliche Vorstellungen vom Leben als Familie. Verschiedene Herangehensweisen an Themen wie Kindererziehung, Gartengestaltung, Kochen und Versorgen, Feiern von Familienfesten und Leben von Kultur, Gemeinschaft und Religion werden im Idealfall akzeptiert und können aber auch zu handfesten Konflikten führen.“

Fragen als Konfliktbewältigung

Ein Konflikt entsteht, wenn ein Problem mit Emotion beladen wird. Hier an der richtigen Stelle Fragen zu stellen, sei der Königsweg, um Konflikte konstruktiv anzugehen, erklärte Leopold Ritzinger, Mediator im Bayerischen Bauernverband. „Mit einer erlernten und geübten Gesprächsführung, vor allem mit gezielter Fragetechnik werden Themen, aber vor allem die einzelnen Interessen und Bedürfnisse der Konfliktparteien hinterfragt. Aus der Sicht der anderen Bedürfnisse lassen sich Lösungen erarbeiten und gegeneinander abwägen. Zum Abschluss münden diese Lösungsvorschläge in einer Mediationsvereinbarung und liefern einen gangbaren Weg – nebeneinander – in die Zukunft zugehen.“ Ziel, so Ritzinger, sei nicht ein alter Zustand, der fast immer eine Illusion ist, sondern ein neuer Weg, der gemeinsam, entsprechend der Vereinbarung, gegangen werden kann und damit den Konflikt löst. Und vor allem den vorhandenen psychischen Druck wegnimmt.

Ängste und Vergleiche

Das Zusammenleben mehrere Generationen auf dem Hof ist nicht immer einfach. Früher hatten die Menschen am Hof weniger Handlungsspielraum, die Rollenverteilung war klar. Heute müssen Traditionen neu verhandelt werden. Das birgt sehr oft Konfliktpotentiale mit sich. „Vergleiche können oft sehr verletzend sein. Jeder Mensch ist in seiner Persönlichkeit so zu sehen wie er ist und will und soll nicht verglichen werden“, so Wagner. Und zum Thema Ängste meint Ritzinger: „Ängste - egal ob Zukunfts-, finanzielle, gesundheitliche, partnerschaftliche Ängste – Ängste schwellen immer mit. Wichtig ist es, diese zu erkennen und anzusprechen. Und ernst zu nehmen.“

Nicht angesprochene Konflikte verbrauchen innerhalb einer Familie sehr viel Energie. Dadurch wird die Entwicklung am Hof gehemmt bzw. ist sie oft gar nicht mehr möglich. Die Zeit der Übergabe ist meistens für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Von zentraler Bedeutung ist dabei das gemeinsame Gespräch. Gegenseitige Toleranz und Wertschätzung sind dabei erforderlich. Das Zusammenleben am Hof bildet die Grundlage für den familiären, wirtschaftlichen und sozialen Erfolg der Betriebe.

Hilfe annehmen lernen

Diese Möglichkeit haben die bäuerlichen Betriebe über die Lebensberatung für die bäuerlichen Familie der Südtiroler Bäuerinnenorganisation. L.-Abg. Maria Kuenzer, die in ihrer Funktion als Landesbäuerin im Jahre 2009 diese Dienstleistung initiiert hat, betonte, wie wichtig es sei, dass die LebensberaterInnen vor Ort auf den Höfen die Gespräche mit den Familien führen. „Die Menschen werden dort abgeholt, wo sie sind, die Lebensberater können die Situation verstehen und dadurch wird ein Gespräch möglich“, so Kuenzer.

Lebensberatung für die bäuerliche Familie

Kraft geben, wenn diese mal fehlt, können die Lebensberater/innen der Lebensberatung für die bäuerliche Familie. Freiwillige stehen hier Familien in Konfliktsituationen begleitend zur Seite und helfen, gemeinsam Lösungen zu finden. „Die Lebensberatung für die bäuerliche Familie ist eine notwendige Einrichtung“, zeigt sich Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer überzeugt.

In der Diskussionsrunde wurde klar: Kritische Punkte offen aussprechen, die Ängste ansprechen, die Bedürfnisse erkunden, loslassen, fremde Hilfe in Anspruch nehmen. Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer: „Will man Erfolg im Betrieb haben, so muss auch in das Miteinander am Hof investiert werden“.

Wo Liebe ist, ist auch ein Weg

„Das Gespräch und auch den Konflikt wagen, das sich begegnen oder das Aushalten von unterschiedlichen Herangehensweisen ans Leben“, so Wagner, „ist ein mühsamer, aber erstrebenswerter Weg. Und die Herausforderungen und Chancen dieser Lebens- und Wirtschaftsform zum Zugewinn von Lebensqualität.“ Der Seniorbauer Johann Dorfmann beendete die Tagung mit den Worten: „Vergesst die Liebe nicht, denn wo Liebe ist, ist Zusammenhalt.“

Kontakt Lebensberatung für die bäuerliche Familie.

0471 999400 Montag bis Freitag von 9.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00 bis 16.00 Uhr

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