Montag, 18 März 2024

heimat.leben.gestalten

 

Das Motto der Landesversammlung 2023 war: "heimat.leben.gestalten". Das ist auch das Jahresthema.

 

heimat.leben.gestalten.

Mit diesen drei Begriffen setzen wir Bäuerinnen uns tagtäglich auseinander, nicht bewusst, aber unser Tun orientiert sich danach.

Heimat ist da, wo man sich zu Hause fühlt, wo man sich „dorhuem“ fühlt. Ich habe mich beim Obermaurer erst nach ca. sieben Jahren „dorhuem“ gefühlt:

als ich angefangen habe unser Leben mitzugestalten,
als ich gesehen habe, unser Betrieb wächst auch durch meinen Einsatz,
als ich mich am Hof verwirklichen konnte,
als ich gespürt habe, ich schlage Wurzeln - so wie der Baum auf unserer Einladungskarte.

Das ist ein Bild von Gabriela Oberkofler. Sie lebte lange Zeit in Stuttgart und ist jetzt wieder heim nach Südtirol zurückgekehrt. Sie hat in Flaas/Jenesien auf einem Hof Heimat gefunden.

Heimat ist der Ort, wo man geboren und aufgewachsen ist, es ist ein Ort, wo man Geborgenheit verspürt, wo mich Menschen auffangen - vor allem die eigene Familie, aber auch die Nachbarschaft, die Menschen in der Fraktion oder in der Gemeinde.

Heimat ist ein Miteinander. Dazu gehört auch das sich Einsetzen für eine Gemeinschaft, so wie in der Südtiroler Bäuerinnenorganisation: Man gestaltet mit- und füreinander, man wird getragen, wenn‘s mal schwieriger wird.

Heimat ist auch eine Gegend, wo ich mich gerne bewege, ein schönes Platzl, wo ich gerne verweile und auftanken kann, ein Ort, mit dem schöne Erinnerungen verbunden sind.

Wenn ich unser Land Südtirol betrachte, dann sehe ich, dass viele an unsere Heimat festhalten. Es ist nicht immer einfach, denn jede Heimat ist nicht auf der Sonnenseite, ist entlegen oder befindet sich in einer ungünstigen Lage.

Es ist wichtig, dass Menschen, die an ihrer Heimat festhalten, gesehen und unterstützt werden. Menschen, die ihre Heimat und ihren Bauernhof pflegen, sind ein Mehrwert für unsere Gesellschaft. Sie schaffen eine Kulturlandschaft, die für viele Menschen ein besonderes „Platzl“ werden kann, ein Platz, der Heimat auch für kurze Zeit sein kann.

Das merkt man, wenn Gäste immer wieder gerne zu uns kommen. Auch für Menschen aus unseren Städten sind viele Plätze in unserem Land etwas Besonderes und ich hoffe, sie wissen und vergessen es nie, dass diese Plätze nur etwas Besonderes bleiben, wenn wir Bäuerinnen und Bauern sie erhalten und pflegen und das kann nicht immer umsonst sein.

Das muss sowohl den Tourismustreibenden als auch den Touristen etwas Wert sein. Ein Teil der Tourismusabgabe sollte deshalb der Landwirtschaft zugutekommen.

Junge Menschen, die aus Studiengründen wegziehen, kommen wieder zurück, weil sie an der Heimat hängen, auch wenn sie im Ausland finanziell bessergestellt sind. Was wird, wenn sie die Heimat wie gewohnt nicht mehr vorfinden?

Damit Heimat aber Heimat bleiben kann, muss man auch gestalten können. Zu viele Regeln schränken diese Gestaltungsfreiräume ein und entmutigen. Da möchte ich provokativ sagen: Heimat braucht nicht viel Bürokratie.

Und die Rahmenbedingungen in den ländlichen Gebieten müssen passen: Kinderbetreuung, Schule und Geschäfte, soziale Einrichtungen usw., die dürfen nicht zu weit entfernt sein. Und auch der Wohnraum darf nicht so teuer sein.

Bauern und Bäuerinnen nehmen viele Entbehrungen auf sich, um Heimat zu erhalten und zu gestalten. Heimat muss einen Platz bieten, um Familie zu leben, Heimat muss sein, wo man gerne seiner Arbeit nachgeht und man ein Einkommen hat, um dort zu leben.

Unsere Bäuerinnen gestalten Vieles auch ehrenamtlich, ganz ohne Gewinn, zum Beispiel den Erhalt der lokalen Sorten. Das neue Saatgutgesetz soll die gesetzlichen Rahmenbedingungen neu regeln, den Erhalterinnen und Erhalter mehr Spielräume gewähren und das Weitergeben im kleinen Rahmen erlauben. Es braucht aber hier bei uns eine Datenbank für diese lokalen Sorten und jemand, der sich darum kümmert und unsere Bäuerinnen begleitet.

Ich wünsche mir, dass der ländliche Raum bei den Entscheidungen in der Politik nicht vergessen wird. Denn der ländliche Raum, von dem alle so schwärmen, ist das Kapital unseres Landes.

Auch wenn wir unsere Traditionen erhalten, bleibt im ländlichen Raum die Zeit nicht stehen. Wir wollen auch nicht stehen bleiben. Doch bestimmte Bräuche möchten wir sehr wohl auf den Höfen aufrechterhalten. Es kann nicht sein, dass unsere Gebräuche eingeschränkt werden. Ich denke jetzt konkret an die Hausschlachtungen. Es braucht bestimmte Regelungen, doch wir brauchen auch Freiräume. Man ist im Sommer froh, dass Familienmitglieder bei der Heuarbeit kommen. Sie kommen gerne, erleben Heimat und im Winter bekommen sie dann ein wenig Heimat nachgeschickt, in Form von einem Stück Bauernspeck oder einer Hauswurst. Warum nicht?

Es muss der Gesellschaft auch weiterhin wert sein, Geld für die Heimat und für den ländlichen Raum in die Hand zu nehmen. Nur so kann sich der ländliche Raum weiterentwickeln und trotzdem für uns Heimat bleiben.

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