Montag, 01 April 2019

Witwenehrung 2019

Unvorstellbares geleistet: Sechs Bäuerinnen, die nach dem Tod ihres Mannes ihr Schicksal als allein erziehende Mütter gemeistert und ihre Bauernhöfe vorbildlich weitergeführt haben, wurden beim diesjährigen Landesbäuerinnentag geehrt. Einer der Höhepunkte des Tages, so wie jedes Jahr.

Reinhold Marsoner war sichtlich bewegt. „Mir fehlen die Worte, diese Frauen haben Unvor- stellbares geleistet. Ich bin jedes Jahr aufs Neue zutiefst getroffen von diesen Schicksa- len“, sagte er, als er für die Stiftung Südtiroler Sparkasse die Ehrung der sechs Witwen vornahm.

Rosa Erlacher Wwe. Untersteiner Pitznerhof, Meransen

Rosa lernte ihren Mann Otto bei einem Tirolerabend kennen. 1969 heirateten sie und zogen auf den Pitznerhof. Es kamen die Kin- der Agnes, Angelika, Frieda, Alfred, Annelies und Anna. Nach einem schweren Traktorun- fall 1989 kam Otto ins Krankenhaus, wo ein Tumor diagnostiziert wurde. 1990 erlag Otto seiner Krankheit. Es begann eine schwere Zeit. Der Hof war im Rohbau, und die Arbeiten blieben stehen. Hilfe von außen kam wenig, der Bäuerliche Notstandfonds griff unter die Arme. Vor allem ihre Kinder halfen mit, auch finanziell. So gelang es ihr, den Hof weiterzubringen. 2004 übergab sie ihn an Alfred, der heute mit seiner Familie dort lebt. Rosa kümmert sich heute um ihren Garten, kocht für sich und freut sich, dass das Leben am Pitznerhof weitergeht.

Klara Agnes Gufler Wwe. Kneissl Oberwies, Platt im Passeier

Klara ist in Pfelders aufgewachsen, lernte dort ihren Oswald kennen und heiratete ihn 1986. Vier Kinder wurden geboren: Hannes, Georg, Kathrin und Sandra. Gemeinsam be- wirtschafteten sie den Hof, bis Oswald bei Holzarbeiten im Juni 1998 tödlich verunglück- te. Klaras Geschwister, die Feuerwehrkollegen und Freunde von Oswald halfen über die ers- te Zeit hinweg. Es war dennoh schwierig. Die Umstellung auf Zuchtvieh brachte etwas Er- leichterung. Klara kaufte einen gebrauchten Transporter, die Wiesen wurden hergerichtet und Wege gemacht. Sie organisierte sich auch mit Erntehelfern. 2014 übergab Klara den Hof an Sohn Georg, der mit Frau und Kind dort lebt. Klara hat eine Leidenschaft für Blumen und geht gerne Skifahren oder mit ihrem Hund spazieren. Gesundheitlich ist sie angeschlagen, die Bandscheiben machen ihr zu schaffen.

Agnes Kerschbaumer Wwe. Thaler Bühlerhof, Latzfons

Agnes wuchs in Feldthurns auf, ging bald auswärts arbeiten und lernte dann ihren Mann Hermann kennen. Agnes hatte damals bereits eine Tochter, Daniela, die Hermann sofort akzeptierte. Noch vor der Hochzeit 1987 kam ihre gemeinsame Tochter Elisabeth zur Welt, später Nadia, Silvia und Thomas. Als 1988 Hermanns Vater starb, übernahmen sie den elterlichen Bühlerhof in Latzfons und bauten das gemeinsame Haus. Im Frühsommer 2001 bewirtschaftete sie den Hof schon fast alleine, denn Hermann musste sich wegen eines Herz- infarktes schonen. Eines Morgens wachte er nicht mehr auf. Eine schwierige Zeit begann. Der Glaube gab Agnes halt und langsam konn- te sie mithilfe anderer, wie beispielsweise dem Bäuerlichen Notstandsfonds, ihre Schulden abbezahlen. Die Kinder gaben ihr die nötige Kraft durchzuhalten und zu kämpfen. 2014 übernahm Tochter Elisabeth den Hof. Gemeinsam mit ihrem Mann bewirtschaften sie heu- te ihre beiden Höfe. Agnes‘ großer Stolz sind die sieben Enkelkinder. Trotz des schweren Schicksalschlages ist sie eine lebensfrohe Frau geblieben.

Frieda Spinell Wwe. Wieser Lenzenhof, Graun bei Kurtatsch

Frieda wuchs am Ritten auf dem Maurerhof auf. Dann lernte sie ihren Mann Viktor kennen, die beiden heirateten 1991. So kam sie nach Graun, wo sie gemeinsam mit Viktor neben seinem Heimathof eine alte Jugendherberge ausbauten. Die Kinder Elisa, David und Lorenz wurden geboren. 1994 eröffnete die Familie einen Buschenschank. Im Februar 1998 starb Viktor bei einem tragischen Baggerunfall, auf einen Schlag veränderte sich ihr Leben. Un- terstützung bekam sie vor allem von ihren Eltern. Für die Kinder wollte Frieda den Hof erhalten. 2002 erkrankte Frieda an Leukämie. In langen Krankenhausaufenthalten begann sie zu begreifen, was ihr wichtig ist. Und so ist es ihr gelungen, Unglaubliches zu meistern. Sie bewirtschaftet immer noch den Hof und den Buschenschank, legt großen Wert auf eigene Produkte, schaut, alles selbst zu machen. Sie liebt den Garten und die Kräuter. Der Hof ist noch nicht übergeben, doch Frieda hat das in den nächsten Jahren fest im Sinn, und zwar an Sohn David. Friedas größtes Hobby ist das Radfahren. Für die Zukunft will Frieda es sich einfach gut gehen lassen.

Maria Hintner Wwe. Lanz Altmessnerhof, Toblach

Moidl ist in St. Martin in Gsies am Hinter- schuierhof geboren. 1976 trat der Stauder Tone in ihr Leben. Trotz des Altersunterschieds von 23 Jahren wurde geheiratet und Moidl zog mit ihrem Sohn Christian zu Tone auf den Altmessnerhof in Toblach. Auch der el- terliche Unterstauderhof wurde gemeinsam mit den Brüdern von Tone bewirtschaftet. Die Stauder Mamme, wie Moidl genannt wurde, arbeitete tüchtig mit und brachte die Höfe in Schwung. Insgesamt brachte sie neun Kinder zur Welt: Christian, Irene, Irma und Toni, Maria, Silvia, Josef, Andreas und Walburga. 1991 erlitt Tone einen Schlaganfall. Von da an änderte sich das Leben radikal. Sohn Toni musste die Schule abbrechen. Maria gelang es gemeinsam mit den Kindern beide Höfe vorbildlich weiterzuführen. Von außen bekam sie wenig Hilfe. Tone starb im Jahr 2000. Kurz danach übernahm Sohn Toni mit seiner Fa- milie den Hof, der 2013 ausgesiedelt wurde. Maria ist am elterlichen Hof geblieben. Kinder und Enkelkinder besuchen sie gerne. Ihr größter Wunsch ist eine Reise nach Rom.

Margareth Rabensteiner Wwe. Verant Fingerhof, Völser Aicha

Ihre Kindheit verbrachte Margareth auf einem Bauernhof in Ums, eine Fraktion von Völs. Auf einem Fest lernte sie ihren Josef kennen, vier Jahre später heirateten die beiden. Josef ist auf dem Fingerhof aufgewachsen, wollte allerdings nie Bauer werden und doch übernahm er seinen heruntergekommenen Heimathof. Margareth schenkte vier Kindern das Leben: Gertrud, Stefan, Florian und Mi- chael. Eines stand fest: Der Hof musste reno- viert werden. 1990 begannen die Umbauarbeiten am Stall. Kurz danach erkrankte sie an Brustkrebs, wurde aber wieder gesund. 2001 begannen die Umbauarbeiten des Wohnhauses mit Ferienwohnungen. Doch dann folgte ein weiterer Schicksalsschlag: Dieses Mal traf es Josef. Er erkrankte an Kiefertumor. Margareth pflegte ihren Mann ein Jahr lang zuhause. bis er 2005 starb. Die Arbeit am Hof ging weiter, die war sie zwar schon gewohnt, aber allein mit den Kindern und der vielen Arbeit, das war schon mühsam. Den Hof übergab Margareth 2006 an ihren ältesten Sohn Stefan. Er lebt mit seiner Familie auf dem Hof. Die Enkelkinder bereiten ihr große Freude. Heute geht sie nach wie vor gerne in den Stall und pflegt den Garten mit Herzblut. Sie liebt das Wandern. Zwei Perioden war sie im Ortsbäuerinnenrat tätig. Seit 2018 ist Mar- gareth Obfrau der Senioren. Sie ist zufrieden, so wie es ist.

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