„Auf den Waal gehen“

Brauchtumskalender der Bäuerinnen Nr. 20/53 vom 8. März 2021

Der Kuenser Waal

Heute kennen wir die Waalwege hauptsächlich als bequeme Familienwanderwege, die nicht schwierig zu begehen sind und das ganze Jahr über kleine Wanderungen zulassen.

Entstanden sind sie aber primär nicht als Spazierweg, sondern als Bewässungsinstrument für die Landwirtschaft.

Da das Wasser für das Wachsen der Trauben, der Grasweiden und der Apfelbäume von größter Wichtigkeit ist, sind im Laufe von Jahrhunderten ausgeklügelte Techniken für die Fassung, den Transport und die Verteilung von Bewässerungswasser entwickelt worden. Dieses seinerzeit sehr innovative Verfahren konnte die Ernteerträge deutlich steigern. Die Bauern bauten diese Kanäle zur Bewässerung der Felder, Wiesen und Äcker und so entwickelte sich in Südtirol im Laufe der Zeit ein Bewässerungsnetz, das zu den vollständigsten im ganzen Alpenraum zählt.

Der Name Waal stammt vom keltischen „bual“, bzw. romanischen „aquale“.
Mit den Waalen verbinden sich manche dialektale Fachbegriffe, Kandel (Kanal), Tschött (Wasserspeicher), Schweller (Vorrichtung zur Wasseraufteilung).

Viele Kilometer von Wasserläufen, die in die Erde gegraben oder aus den Felsen gehauen worden sind, bestehen aus langen Rohren aus Metall oder aus Holz.
Vor über hundert Jahren gab es bereits rund 1000 Waale mit einer Gesamtlänge von ca. 1000 km. Und einige von diesen Waalen führen noch heute Wasser in die entlegenen Wiesen und Felder. Die ältesten Urkunden, in denen die Rechte auf Wasserableitung und Wassernutzung festgehalten sind, reichen in das 12. Jahrhundert zurück. Aber bereits in diesen wird schon öfters auf noch ältere Rechte Bezug genommen. Man kann daher davon ausgehen, dass es schon viel früher Waale gegeben hat.
Der Kuenser Waal besteht bereits seit 1386, was eine Urkunde, welche noch heute im Hütterhof aufliegt, belegt.

Die Waale, die heute noch im Burggrafenamt Wasser führen sind Zeugen einer langsam vergehenden Kultur, die den Wanderer auf ihren Begleitwegen nicht nur durch die herrliche Natur, sondern auch durch seine Geschichte und vorbei an seinen Kulturgütern führt. Die Waale führen in der Regel von Anfang April bis Oktober Wasser.

Jedes Frühjahr werden die Wasserwege von den Bauern, die das Wasser zur Bewässerung benutzen dürfen, wieder Instand gesetzt. Das „auf den Waal gehen“ hat mit wandern also nichts zu tun, in oft mehrtägiger schweißtreibenden Arbeit, je nach Verschmutzungslage des Waales nach dem Winter, arbeiten die Männer an der Säuberung der Bewässerungskanäle!

„Der Waaler“ ist die Aufsichtsperson vor Ort, was den Waal betrifft. Er teilt die nötigen Arbeiten (Säubern, Steinmauern erneuern…) ein. Er kontrolliert und überwacht das Funktionieren des Waals das ganze Jahr hindurch.

Kuenser Waal Weg

Ein Waal der besonderen Art ist der Kuenser Waal. Er zählt zu den leider immer seltener werdenden Anlagen, wo das Wasser nicht durch Rohrleitungen, sondern zur Freude der Wanderer offen dahin fließt.

Den Kuenser Waal erreicht man über den Weg Richtung Pfarrkirche, weiterfolgend bis zum Gasthaus Ungericht, dann noch 10 Minuten Aufstieg bis zum Mutlechnerhof auf 837 m Höhe. Es sind jetzt noch weitere 15 Minuten Fußmarsch bergaufwärts nötig, um die Waalwanderung zu starten.

Der Ursprung ist die Waalfassung am Finelebach (1020 m). Ziel des Weges ist in Dorf Tirol Gasthaus„Longfall“.

 

Text©Martha Pircher
Bild©Rosina Öttl Kuen

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