Dienstag, 24 November 2015

Alles hat seine Zeit

Heitere Betrachtungen von ernsten Angelegenheiten, Verleihung der Erbhof-Urkunden, Ehrungen langjähriger Funktionärinnen: Der 32. Bezirksbäuerinnentag Eisacktal bot ein vielfältiges Programm.

Über Generation zu Generation – Die Referenten Susanne Fischer und Erhard Reichsthaler zeigten mit viel Witz und Humor so manch alt eingesessene Ansicht und Einstellung. „Vieles geht gut auf den Höfen, doch oft hapert es an der Kommunikation,“ so Fischer und Reichsthaler. Die beiden Lebens- und Sozialberater aus Oberösterreich arbeiten seit 15 Jahren vorwiegend mit Bäuerinnen und Bauern, unter anderem am bäuerlichen Sorgentelefon und bei Hofberatungen. Ihre Erfahrungen mit den Alten und Jungen, den Frauen und Männern, Blutsverwandten und Verschwägerten, zeigten die beiden beim Bezirksbäuerinnentag auf.

Getrennte Wege sind erlaubt

Die Kinder bleiben heutzutage länger bei den Eltern zu Hause, denn sie werden da auch gut versorgt: „Die Kinder gehören uns nicht. Das Loslassen fällt schwer. Die Aufgabe der Eltern ist es, sie zu begleiten in ein selbständiges Leben.“ Es sei wichtig das Familiensystem und das Arbeitssystem zu trennen: „Wenn ich mich in einem System einmische, wo ich nicht dazugehöre, dann tut das dem System nicht gut und mir auch nicht“, so Fischer. Dies gelte für die Paarebene als auch für die Geschwisterebene. „Die Heirat ist keine Eintrittskarte in der Herkunftsfamilie. Wenn ein Jungbauer eine Familie gründet, dann ist das ein eigenes System und diese Familie muss für sich entscheiden, welche Werte wichtig sind und die Arbeit am Hof eingeteilt wird.“ Wichtig sei dabei das Familienleben emotional vom Arbeitsalltag zu trennt. Dazu braucht es getrennte Wohneinheiten und klare Spielregeln. Ein gutes Familienteam entsteht auch dann, wenn für alle klar ist wer Chef ist und wer Mitarbeiter ist. Und die Mitarbeiter müssen für ihre Arbeit einen Ausgleich erhalten. Der muss nicht immer finanzieller Natur sein, es genügt die Wertschätzung, so Fischer: „Der häufigste Grund für Generationskonflikte am Hof ist die geringe Wertschätzung der Mitarbeit. Innerhalb der Familie tun sich die Bauern mit dem „Bitte- und Dankesagen“ schwer. Dabei wäre die Anerkennung und die Wertschätzung der größte Motivator!“ Gegenseitige Anerkennung und Lob und ein respektvoller Umgang mit einer guten Gesprächsbasis sind das Um und Auf für ein Miteinander auf dem Hof: Das war zum Schluss die Botschaft der beiden Referenten.

Dank für langjährige Tätigkeit

Bezirksbäuerin Anna Jocher wählte ganz bewusst das Motto „Alles hat seine Zeit“. Das Ehrenamt hat seine Zeit, die Arbeit am Hof hat seine Zeit, jede Generation am Hof hat seine Zeit: „Es braucht immer mehrere Hände um einen Knoten zu binden, es braucht aber auch zwischendurch einen kühlen Wind, der motiviert. Dann wird jede Generation am Hof seine Zeit haben.“ Mit Freude überreichte Anna Jocher gemeinsam mit Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer fünf ehemaligen Ortsbäuerinnen die Ehrennadel in Silber: Antonia Putzer Fischnaller (Rodeneck), Flora Mantinger Kasseroler (Teis), Rosina Überwasser Rauter (Latzfons), Regina Passler Heidenberger (Schalders) und Martha Volgger Inderst (Ritnaun).

Geehrt wurden weiters zehn Bäuerinnen für ihre langjährige Funktionärstätigkeit in der Südtiroler Bäuerinnenorgnisation. Beim Bezirksbäuerinnentag fand auch die Verleihung der Erbhofurkunden statt. Anrecht darauf haben geschlossene Höfe, die seit mindestens 200 Jahren in Besitz derselben Familie sind. Heuer erhielten sieben Familien die Erbhofurkunde und das Erbhofschildes überreicht. Für die Familien ist dies immer ein besonderes Ereignis.

Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer, Landtagsabgeordnete Maria Kuenzer, EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann und Landesrat Arnold Schuler dankten den anwesenden Bäuerinnen für ihren ehrenamtlichen Einsatz. Dem schloss sich auch Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler an: „Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation ist eine starke Organisation, sie spielt innerhalb der Landwirtschaft eine ganz große Rolle, macht weiter so!“

Eröffnet wurde der Bezirksbäuerinnentag mit einem Gemeinschaftsgottesdienst mit Franziskanerpater Ulrich. „Zeit müssen wir uns nehmen für uns selbst, für Gott und für die anderen. Dabei ist weniger oft mehr.“ Er rief die Bäuerinnen auf zu Genügsamkeit, Demut und Achtsamkeit. Musikalisch umrahmt wurde der Tag von der Musikgruppe „Zithersturm“ aus Villanders und der Eisacktaler Neuner bot den Bäuerinnen und den Ehrengästen die Gelegenheit für Gespräche.

Foto: Bezirksbäuerin Anna Jocher und Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer mit den geehrten Bäuerinnen: Für ihre 12jährige Tätigkeit als Ortsbäuerin erhielten sie die Ehrennadel in Silber

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