Montag, 26 Juli 2021

Gartenglück

Elisabeth Pircher Weger - die Bohnensammlerin aus Wangen am Ritten: Eine Gartenführerin, die mit viel Leidenschaft Kulturpflanzenvielfalt pflegt und andere mit ihrer Leidenschaft und mit ihrer Begeisterung für Saatgut, für lokale Sorten, für Artenvielfalt im Garten und nicht zuletzt für kreatives Werkeln in der Natur anstecken möchte. Als Referentin für Handarbeits- und Dekorationskurse und Anbieterin für Gartenführungen lädt sie in ihren Garten – in ihr Paradies.

„Traue keinem Ort, an dem kein Unkraut wächst“ – Dieser Spruch steht beim Eingang des Gartens von Elisabeth Pircher. Er weist genau auf das hin, worauf Elisabeth großen Wert legt: auf die Vielfalt in ihrem Garten. Neben Wildsträucher, Obstgehölze, Beerenstauden, Kletter- und Heilpflanzen wachsen essbare Wildkräuter, Gartenkräuter und verschiedene Gemüsesorten. Wer durch den Garten von Elisabeth schlendert, entdeckt so manche Rarität, Bekanntes und Unbekanntes und ist erstaunt, wie Elisabeth es schafft, in ihrem steilen und trockenen Gartenstück so viel Vielfalt zu kultivieren. Die Terrassen aus Lärchenpfählen und Fichtenbrettern geben den Beeten Halt, das Mulchen mit Heu verringert die Verdunstung, verhindert, dass die gute Erde ausgeschwemmt wird und aktiviert das Bodenleben. Auch die die Mischkultur und die Fruchtfolge sowie die eigene Samenproduktion spielen eine große Rolle.

Elisabeth hat sich ganz bewusst für Permakultur entschieden, denn sie möchte Lebensräume nach dem Vorbild der Natur schaffen, wo sich Mensch, Pflanze und Tier wohlfühlen. Ein ganz großes Anliegen ist ihr ein insektenfreundlicher Garten. Nur durch die Artenvielfalt können Insekten überleben. Deshalb gibt sie ihr Wissen auch gerne im Rahmen von Gartenführungen weiter. Sie möchte, dass ihre Arbeit Früchte trägt. So ist ihr Garten auch ein Lernort, ihr Arbeitsplatz, ihr Erholungsort, ihr Paradies.

Die gelernte Floristin hat mehrere Ausbildungen in den Bereichen Flechten, Permakultur und Wildblumenfloristik absolviert und sich im Jahr 2017 zur selbständigen Tätigkeit entschieden. Seitdem hält sie Kurse und gestaltet Dekorationen für verschiedene Anlässe. Es bereitet ihr viel Freude, ihr erlerntes Wissen und ihre Gedanken weiter zu geben. Sie vermehrt Saatgut, darunter viele alte und lokale Sorten, pflanzt immer wieder Neues an, experimentiert und erweitert ständig ihr Wissen.

Besonders angetan haben es Elisabeth die Bohnen. Es ist schön zu sehen, mit welcher Anmut, mit wieviel Freude, mit wieviel Liebe sie ihre Bohnensamen herzeigt, zum Tauschen und Ausprobieren einlädt und mit wieviel Begeisterung sie über sie spricht.

Woher haben Sie Ihr Wissen über die Permakultur?
Ich gärtnere schon seit ich ein Kind bin. Wir hatten zu Hause auf unserem Bauernhof einen Bauergarten, der uns zur Selbstversorgung diente. Während des dreijährigen Permakultur- Kurses habe ich eine Bohnensammlerin, Frau Berta Braun, kennengelernt. Berta hat mich mit ihrer Leidenschaft angesteckt. Sie hat mir zu jeder Bohne Interessantes erzählt: Diese ist früher reif, die andere trägt sehr viel oder bei der werden die Hülsen nicht fädig. Diese Frau hat mir eine Aufgabe gegeben: Das Wissen weiterzutragen und die Samen zu erhalten. Permakultur bedeutet für mich achtsamer, nachhaltiger und respektvoller Umgang mit der Natur. Das ist für mich ganz wesentlich.

Sie sehen es als Ihre Aufgabe, Ihr Wissen zu teilen…

Wissen weiter zugeben ist sehr wertvoll. Die Artenvielfalt geht zurück und deshalb ist es mir ein sehr großes Anliegen, das Wissen, das noch da ist, auch weiter zu geben. Ich fände es schade, wenn das verloren gehen würde. Vor 100 Jahren gab es noch eine große Sortenvielfalt. Davon gibt es noch ungefähr ein Viertel. Die müssen wir erhalten, denn sonst sind sie verloren – für immer. Ich gebe mein Gärtnerwissen und mein Wissen über die Methoden der Permakultur in Workshops und Kursen weiter. Mir ist dabei die praktische Umsetzung ganz wichtig - zum Beispiel zeige ich, wie man ein Hügelbeet anlegt.

Ganz besonders haben es Ihnen die Bohnen angetan.

Die Bohnen sind irgendwann einfach zu meiner Leidenschaft geworden. Erstens esse ich sie gerne, weiters sind sie leicht anzubauen. Die Bohne ist ein Schmetterlingsblütler und hat die Eigenschaft, Stickstoff aus der Luft zu binden und in ihren Knöllchenbakterien in den Wurzeln zu speichern. Deshalb ist sie wertvoll für den Boden. Die Bohnen sind ein sehr vielseitiges Gemüse: Man kann die grünen Hülsen und die reifen Körner essen, man kann sie auch gut lagern. Wenn man die ganze Vielfalt sieht, bin ich nicht nur begeistert, sondern fasziniert von den vielen verschiedenen Farben, den Mustern und den Formen.

Wie viele Sorten haben Sie inzwischen angesammelt?

Ganz genau weiß ich es gar nicht, doch zwischen 60 und 70 Sorten sicherlich. Sie kommen von überall her, aber es sind auch einige Lokalsorten dabei.

Was möchten Sie in Ihrem Garten noch umsetzen?

Vieles ist schon hier, doch ich möchte weiter alte Gemüsesorten ausprobieren. Wenn ich auf einem anderen Hof bin, auf einem Saatgutfest oder in einem Permakulturgarten, sehe ich wieder immer etwas, das ich mitnehmen darf. Es gibt eine unendliche Vielfalt an Gemüsesorten, an Blumen und an Kräutern, deshalb brauche ich wahrscheinlich noch lange, bis ich alles drin habe, was ich gerne drin hätte. Ich habe noch viel Platz für Neues.

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