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Tradition mit Heilkraft

In vielen bäuerlichen Familien wird rund um den 15. August ein jahrhundertealter Brauch gelebt: das Binden und Weihen von Kräuterbuschen an Mariä Himmelfahrt.

Der Kräuterbuschen ist lebendiges Kulturgut bäuerlicher Alltagskultur. Darauf verweist Landesbäuerin Antonia Egger: „Das Wissen um die Heilkräfte der Pflanzen und die spirituelle Bedeutung des Kräuterbuschens sind Teil unseres bäuerlichen Erbes. Dass wir diese Tradition bewahren und weitergeben, ist ein Ausdruck von Wertschätzung gegenüber der Natur, unseren Vorfahren und dem christlichen Jahreskreis.“ 

Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation trägt maßgeblich zur Weitergabe und Pflege dieses Brauchtums bei. Die Bäuerinnen in Südtirol gestalten diesen Brauch aktiv mit. Viele Ortsgruppen bereiten Kräutersträuße vor, die nach der Weihe im Rahmen der liturgischen Feier an die Dorfbevölkerung verteilt werden. So auch die SBO-Ortsgruppe Steinegg: Die Ortsbäuerinnenratsmitglieder treffen sich am 14. August Nachmittag, jede Bäuerin nimmt Kräuter und Blumen mit, und gemeinsam winden sie die Kräutersträuße. „Jedes Jahr mehr, die Sträuße werden sehr gerne mitgenommen,“ sagt die Ortsbäuerin Martina Bernardi Lantschner: „Wir machen das, weil es eine schöne Tradition ist und weil viele an diesem Brauch festhalten und an die Kraft des Kräuterbuschns glauben. Viele haben aber nicht mehr die Möglichkeit, einen selbst zu winden, weil sie keinen Garten mehr haben und so auch keine Kräuter und Blumen.“ 

Die Weihe der Kräuterbuschen während der Messfeier am 15. August verleiht den Pflanzen nicht nur symbolische Bedeutung, sondern stellt zugleich eine sakrale Handlung dar, die den Schutz und die segensreiche Wirkung der Natur in das bäuerliche Leben integriert. In früheren Zeiten war der Kräuterbuschen eine unverzichtbare Hausapotheke – von Hebammen und kräuterkundigen Frauen sorgfältig gehütet und genutzt. Ob als Aufguss bei Erkrankungen oder zur Reinigung der Räume durch Räucherung in den Rauhnächten: Die Anwendungsmöglichkeiten waren vielseitig und stets von praktischer Relevanz. Auch heute noch lebt dieser Glaube weiter – etwa, wenn bei Gewitter ein Zweig des geweihten Buschen ins Herdfeuer gelegt wird, um das Haus vor Unheil zu schützen.

Der Kräuterbuschen vereint somit naturheilkundliches Wissen, religiöse Überzeugung und gemeinschaftsstiftende Rituale in einem lebendigen Brauch, der nicht nur auf den Höfen, sondern in vielen Haushalten Südtirols gepflegt wird – als Zeichen der Verbundenheit mit der Erde, dem Glauben und den Rhythmen des bäuerlichen Lebens.

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