Der Bär in St. Romedius und der „Garten der Artenvielfalt“ im Nonstal
Ritten-Nonstal, 19. Mai 2018. Die diesjährige Lehrfahrt der Rittner Bäuerinnen führte zum Wallfahrtsort St. Romedius und zum „Garten der Vielfalt“ im Trentiner Nonstal.
An einem Pfingstsamstag in den Süden fahren – eine gewagte Entscheidung? Aber wenn man bereits um 8 Uhr morgens die abenteuerliche Mendelstraße erklimmt, ist vom Pfingstverkehr noch nicht viel zu sehen. Der Himmel war wolkenverhangen und die Straße deshalb fast leer. Vielleicht hatten wir so wetterbedingt etwas Glück – und sind auch den ganzen Tag über von Regengüssen verschont geblieben.
In Sanzeno angekommen, stärkten wir uns mit einer kleinen Jause und leckeren Krapflen von Rosa, ehe wir uns zu Fuß auf den Weg nach St. Romedius machten. In der Nähe des Rätischen Museums begann unser Spazierweg. Wir flanierten durch Apfelhaine, durchquerten dichte Wälder und durchwanderten einen von senkrechten Felsen flankierten atemberaubenden Schluchtenweg. Am Ende dieser beeindruckenden Wanderung erreichten wir über das letzte ansteigende Stück und einer steilen Treppe mit 131 Stufen die beliebte Pilgerstätte St. Romedius. Das Kloster wurde um das Jahr 800 gegründet und gehört heute den Franziskanern. Der faszinierende Wallfahrtsort erhebt sich auf einem 70 m hohen Kalkfelsen und besteht aus mehreren Kirchen und Kapellen, die sich der Felsform anpassen. Hier soll einer Legende nach der heilige Romedius einen Bären gezähmt und in die Einsiedelei geflüchtet sein. Unterhalb des Klosters gibt es ein Bärengehege, und wir hatten das Glück, den ungefähr 20 Jahre alten Bären vor die Fotolinse zu bekommen. Im Inneren der Wallfahrtsstätte konnten wir zahlreiche Kunstschätze besichtigen, eine Kerze anzünden und eine kleine Aussichts-Plattform betreten, von dieser wir in die schwindelerregende Tiefe blicken konnten.
Um die Mittagszeit führte uns eine Panoramafahrt auf schmalen Straßen entlang kleiner Ortschaften nach Brez. Alois Margesin – Gärtner, Obstbauer und Bio-Pionier – hat sich nach langjährigem Einsatz im ökologischen Bereich und professionellen Tätigkeiten in Obstbau, Gartenbau und Landschaftsplanung einen Kindheitstraum erfüllt. Am Plaz Hof – Maso Plaz – hat er mit seiner Familie mit großem Engagement den 35.000 Quadratmeter großen „Garten der Artenvielfalt“ geschaffen. In einem einzigartigen Projekt wurden hunderte alte und fast vergessene Obstbäume, Beerensträucher, Heil- und Zierpflanzen zu einem ansprechenden Besuchergarten angepflanzt.
„Ich wollte einen Ort gründen, wo die Natur und der Mensch im Mittelpunkt stehen“, sinniert Alois. Er stand auch selber am Herd und hat uns mit großteils eigenen Produkten ein köstliches biologisches Menü gezaubert. Anschließend führte er uns in einem kurzen Rundgang zu den Gemüsegärten und Kräuterfeldern, vorbei am Zierteich, entlang der Äcker – wo unter anderem das Gemüse wie der Spargel für unser Mittagessen geerntet wurde – bis hin zu den Perma-Obstgärten mit alten Sorten. Wir erfuhren viel Interessantes über die Ideologie, Entstehung, Motive, die Anbaumethoden und die verschiedenen Kulturen.
„Mit viel Liebe zur Natur, einem großen Idealismus und dem Bedürfnis, den Menschen Harmonie und Freude durch die Vielfalt der Pflanzen zu bringen, möchte ich in meinem Rahmen dazu beitragen, die Welt ein wenig besser zu machen“, so der gelernte Gartenbauer.
Noch bevor uns eine Gewitterfront erreichte, kauften wir im hofeigenen Gartenmarkt ein und fuhren weiter über den Gampenpass nach Lana und weiter bis Unterrain. In der Pizzeria Wiesenheim ließen wir unsere Lehrfahrt bei einer Pizza und gemütlichem Beisammensein ausklingen.
Helene Lang, SBO Ritten