Diese Seite drucken
Die Taube in der Hand
Home Soziale Landwirtschaft Berichte und Aktuelles Die Taube in der Hand
Mittwoch, 16 März 2022

Die Taube in der Hand

Am Sonntag 13. März 2022 fand der 41. Landesbäuerinnentag statt. Nach der Begrüßung durch Antonia Egger, startete Heike Zeller einen Gastvortrag mit dem Titel „Die Taube in der Hand- Moderne Ressourcen der Landwirtschaft“.

Heike ist Inhaberin von aHEU, ein Unternehmen, das ihre Kunden dabei unterstützt, ihre vielfältigen Lebensmittel zu vermarkten und deren Herkunft zu vermitteln. Somit liegt deren Schwerpunkt auf Landwirtschaft und Kommunikation.

Im Interview mit Ulrike Tonner erzählt sie von dem Vortrag und ihren Erfahrungen dazu.

Ulrike Tonner: Heute das Thema: Die Taube in der Hand- Ressourcen der Landwirtschaft. Was hat die Taube mit den Ressourcen zu tun?

Heike Zeller: Normalerweise heißt der Spruch: „Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.“ Aber ich finde in der Landwirtschaft ist es so, dass wir vieles in der Hand haben, was sich andere auch wünschen und erträumen, deshalb der Titel -Die Taube in der Hand-. Allerdings muss uns das noch mehr bewusst gemacht werden. Und darum ging es in dem Vortrag. Die Augen dafür zu öffnen was in der Landwirtschaft alles möglich ist und welche Ressourcen man super an Trends und Sehnsüchte anschließen kann. Gleichzeitig auch über moderne Medien wie Social Media zu kommunizieren und zu vermitteln.

Machen Sie die Erfahrung, dass die Bäuerinnen da noch viel Aufholbedarf haben?

Ich glaube, dass vor allem die Bäuerinnen eine unglaubliche Arbeitsbelastung haben und da ist es schwierig sich zusätzlich noch Gedanken über die Vermarktung des Betriebes zu machen. Das erlebe ich auch in der Beratung immer wieder. Ich glaube nicht, dass sie direkt einen Aufholbedarf haben, weil gerade die Frauen in engen Kontakt mit den Kunden stehen und an der Direktvermarktung beteiligt sind. Deshalb sind sie schon gut unterwegs und bekommen von dem Kunden direkt Impulse. Aber wenn man schon in dem Bereich unterwegs ist, kann man überlegen, wie man das weiter vertiefen und modern umsetzen kann. Das habe ich versucht noch ein bisschen aufzuzeigen. Es muss gar nicht so kompliziert sein und einige machen das schon bereits. Zum Beispiel fotografieren sie Tafeln von den Angeboten der Woche oder Sachen am Hof und anschließend wird gepostet. Das geht recht schnell und hat keine zusätzlichen Kosten.

Sie haben so einige Beispiele genannt, die Kunden auf emotionaler Ebene abzuholen und ihnen den Alltag auf einem Hof näher zu bringen. Das hat schon viel Potential oder?

Man muss erst einmal verstehen, auf welchem Wissensstand meine Kunden eigentlich sind. Die Bäuerin des Jahres hat auch erzählt beispielsweise, dass manche Leute sogar glauben, Heumilch wird aus Heu gemacht oder Butter aus Mehl. Da ist es dann vom Vorteil, wenn man es so den Konsumenten erklärt, dass sie es einfach verstehen können. Social Media arbeitet da sehr stark mit Emotionen und Persönlichkeit und das können wir gerade in der Landwirtschaft gut nutzen, da wir dort mit echten Dingen zu tun haben. Arbeit und Familie sind oft eng miteinander verknüpft und das sind super Voraussetzungen. Wir müssen es nur noch umsetzen.

Die jüngeren Bäuerinnen sind da sehr gut damit in Kontakt, aber wie schaffen es auch die älteren Generationen mitzuhalten?

Was ein guter Einstieg sein kann ist beispielsweise WhatsApp. Wenn angefangen wird in den Status reinzuschreiben und zu posten. Das wird dann schon mal von den eingespeicherten Nummern im Handy angezeigt. Oder vielleicht gibt es junge Leute am Hof, die sich mit den Älteren zusammenschließen und gemeinsam Storys machen. Dass sich zum Beispiel Enkel und Oma treffen und sie liest Geschichten vor, oder sie erzählt was diese Woche im Garten ansteht.

Oft hört man von den Bäuerinnen: Jetzt sind wir auch noch für die Kommunikation mit der Gesellschaft zuständig, was sollen wir noch alles machen? Das kann schon auch zu Überforderung führen was glauben Sie?

Es ist bestimmt mehr Arbeit. Das schön zu reden wäre definitiv falsch, aber was ist die andere Wahl? Das hat nicht nur mit dem Einzelbetrieb zu tun. Letztendlich ist das Öffentlichkeitarbeit für unsere gesamt Branche und deshalb erreicht das auch z.B. die Politik und Verbraucher, die diese wählen und so werden Weichen gestellt für die gesamte Landwirtschaft. Da müssen wir mitsprechen, denn sonst wird über uns gesprochen. Wenn wir uns nicht selbst darum kümmern, dann fallt uns die Sache auf die Füße.

Haben Sie am Ende noch einen kurzen Zuspruch für die Bäuerinnen des Landes?

Ich bin ein großer Fan von Südtirol und ich finde es wird hier schon sehr viel gemacht. Und auch bayrischen Betriebe bewundern die Herangehensweise im Tourismus und Direktvermarktung. Also kann ich nur dazu sagen, macht weiter so! Ihr habt eine gute Grundlage und bringt die richtigen Voraussetzungen mit und könnt viel zeigen. Ihr seit genau auf dem richtigen Weg.