Fabian Plattner
“Wir müssen aktiv Landwirtschaft vermitteln”

Fabian Plattner ist Anbieter für Schule am Bauernhof. Er und seine Familie empfangen Klassen, um den Schülerinnenund Schülern spielerisch die Welt des Bauernhofes näher zu bringen.
„Schule am Bauernhof hat einen großen Wert. Einerseits für uns als Betrieb, andererseits auch für die gesamte Gesellschaft und für die Landwirtschaft.“ Er sitzt im Freien am Holztisch unterhalb des Haflingerhofes in Jenesien. Der Ausblick ist atemberaubend, im Osten erhebt sich der Rosengarten, rechts davon der Latemar, beides unvergleichliche Dolomitenberge. Geradeaus blicken wir auf die Stadt Bozen, dahinter, im Dunst, sieht man bis ins Unterland. „Das ist die erste Station, hier versammeln wir uns immer mit den Schulklassen.“ Jungbauer Fabian macht eine einladende Bewegung zur Wiese unterhalb des Platzes. „Wir starten immer im Kreis. Da lernen wir uns erstmal kennen und ich erkläre ein paar Regeln. Denn wir sind hier nicht in der Schule und auch nicht auf dem Spielplatz, sondern auf einem Bauernhof, wo gearbeitet wird. Dann geht‘s los zum Stadel und zu den Tieren oder in die Wiese zu den Kartoffeln und Gräsern.“ Die Kinder erfahren spielerisch den Weg der Milch, sie backen Brot, ernten Kartoffeln oder erforschen die Bodenlebewesen.
Fabian absolvierte die Oberschule für Landwirtschaft in Auer und besuchte im Anschluss die Ausbildung zum Anbieter für Schule am Bauernhof in Salern. Damals war Fabian noch Jungscharvorsitzender und konnte dadurch viele Leute im Bereich Pädagogik kennenlernen. Seit 2014 empfangen er und seine Familie Schulklassen, die den Hof während des Schuljahres besuchen. „Früher war ich außerdem beim Jugenddienst tätig, da haben wir dann angefangen, mit Sommergruppen zu arbeiten“, erzählt der Jungbauer.

Der Haflingerhof bietet eine interessante Vielfalt. Familie Plattner betreibt eine bunte Mischung aus verschiedenen Landwirtschaftszweigen: von Weinbau über die Grünlandwirtschaft bis hin zum Ackerbau und Gemüseanbau. Nur zehn Fahrminuten von der Stadt entfernt und mit eigener Bushaltestelle ist der Hof ein ideales Ausflugsziel für die Bozner Schulen. „Es ist schon interessant, manche Kinder kennen sich super gut aus, für manche ist es totales Neuland“, meint Fabian. Einmal holte er die Schülerinnen und Schüler beim Bus ab. Da fragte ein Junge, wo denn der Bauer bleibe, ein Bauer habe doch immer einen Strohhut auf dem Kopf und einen Strohhalm im Mund.
„Viele haben dieses Bilderbuchdenken“, lacht Fabian. „Ich glaube, wir müssen aktiv Landwirtschaft vermitteln. Wenn wir das den Kindern zeigen und erklären, dann wird die Gesellschaft die Landwirtschaft ganz anders
wahrnehmen als eine Gesellschaft, die von Kind auf nie etwas mit der Landwirtschaft zu tun hatte.“
Am Ende eines Schule-am-Bauernhof-Besuches bekommen die Schülerinnen und Schüler noch eine Blindverkostung: Es gibt frisches Bauernbrot und einen Aufstrich. „Viele bleiben am Nachmittag dann auch noch da und verbringen die Zeit auf unserem Waldspielplatz“, so Fabian. Der 27-Jährige befindet sich momentan in der Ausbildung zum Waldpädagogen und erkundet daher mit den Kindern auf Wunsch auch den Lebensraum Wald.
"Ich traue mich zu sagen, dass das Bauer-Sein einer der vielfältigsten Berufe überhaupt ist. Man muss alles ein bisschen können, man muss mit Grund und Boden eine Freude haben, mit den Tieren, mit den Pflanzen, mit der Gegend, in der man wirtschaftet“,
erklärt Fabian. „Der Beruf Bauer hat für mich einen großen Wert, da wir hier mit der ganzen Familie, mit mehreren Generationen wohnen. Und genau diesen Wert kann man den Kindern bei Schule am Bauernhof mitgeben“
