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Rossana und Gottfried Nagler

Tradition und Vielfalt: Lernen am Bauernhof

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Auf dem historischen Hof der Familie Nagler in Alta Badia wird Schule am Bauernhof angeboten. Rossana und Gottfried versuchen auf vielfältige Weise, den Kindern das Leben auf dem Hof näherzubringen und zu erklären.

Mitten im Dorf und doch etwas abseits liegt der Lüch da Murin. „Murin“ ist ladinisch und bedeutet Mühle. Eine solche Mühle stand bis in die Fünfzigerjahre am Hof der Naglers, genau dort, wo die Gader nur wenige Meter neben der Hofstelle vorbeirauscht. 
Der Erbhof ist seit circa 1750 im Besitz der Familie Nagler und ist heute ein Arche-Hof. Ein Hof, auf dem gefährdete Nutztierrassengehalten werden. 
Zum Zeitpunkt der Hofübernahme stand die Frage im Raum, was man denn aus dem Hof machen könnte. Von Anfang an stand fest: Gottfried und Rossana möchten Außenstehenden die Landwirtschaft erklären und näherbringen. Sie sehen darin für sich den richtigen Weg, der auch der gesamten Landwirtschaft zugutekommt.

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Aus diesem Grund entschloss sich das Paar schließlich gemeinsam für die Ausbildung Schule am Bauernhof. Sie waren damit die Ersten im Tal. Dadurch ergab sich eine große mediale Aufmerksamkeit, die es ihnen erlaubte, über landwirtschaftliche Themen zu sprechen.
Schule am Bauernhof wird am Lüch da Murin vor allem am Schuljahresende angeboten. In den Wintermonaten können Schulkinder das Angebot „Le bun cialt te stala - il calore della stalla“ besuchen, welches Kurzführungen von ca. 1,5 Stunden, hauptsächlich durch den Stall des Hofes, beinhaltet. Urlaub am Bauernhof wird ganzjährig angeboten und ist eine wichtige Einnahmequelle für den Hof, der im Nebenerwerb bewirtschaftet wird.
Bei einer Rundtour durch den wunderschönen Hof erzählen Rossana und Gottfried von ihrem Arbeits-und Lebensalltag. Auf dem Weg zum Garten kommt Rossana auf das Thema: Leben und Arbeiten im Tal der drei Sprachen.

„Ladinisch wird in der Schule unterrichtet, im Hausgebrauch verwendet und ist untrennbar mit unserer Arbeit in der Landwirtschaft und mit der Natur verbunden."

Nach einem kurzen Blick in den Garten erreicht Rossana ein kleines eingezeuntes Stück Wiese, auf dem fünf Ziegen am steilen Hang grasen. „Eine besondere Rasse“, wie Rossana erzählt. Es handelt sich um die Blobe Ziege, eine gefährdete Bergziegenrasse mit auffälliger blober (blau-grauer) Fellfarbe.
Am Rande des Flussufers erklärt Rossana die unterschiedlichen Landschaftsformen in Südtirol und von deren Zusammenhang mit der großen Vielfalt an Landwirtschaft in unserem schönen Land. Rossana ist begeisterte Geologin. Ihre Passion – die Geologie – gibt sie auch gerne an ihre Schulklassen weiter. 
Das Herz des Lüch da Murin ist der Stall. Früher war der Hof ein Milchviehbetrieb mit Simmentaler-Kühen, heute stehen dort die Grauvieh- und Sprinzen-Mutterkühe mit ihren Kälbern. Auch eine besondere Kaninchen-Rasse wird im Stall beherbergt, die Blauen Wiener. Ihr Fleisch ist besonders zart. Rossana und Gottfried legen größten Wert darauf, jedes einzelne Teil vom Tier zu verarbeiten. Auch das bläulich schimmernde Fell der Kaninchen wird gegerbt. 
Besonders hier staunen die Besucher nicht schlecht. „Im Stall kann man viel erklären, es kommen viele Fragen auf“, erzählt Rossana. „An dem Projekt Schule am Bauernhof möchten wir auch in Zukunft unbedingt festhalten“, so Gottfried und Rossana Nagler. Die Beiden wünschen sich, zukünftig vom Hof selbst leben zu können. Aber „ob das nur ein Traum bleibt, muss sich erst zeigen”, meint Gottfried.

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