Katherina Mittermair Gruber
Vielfalt pur

Katherina Mittermair Gruber ist Hof- und Gartenführerin im Dienstleistungsportal der Südtiroler Bäuerinnenorganisation. Bei ihren Führungen im Garten und über die Felder möchte die Bäuerin ganz offen und ehrlich zeigen, wie die Familie den Hof bewirtschaftet.
Die Blütennarben sind fein und federleicht, wiegen nichts in der Hand. Sie zu bergen ist eine Menge Handarbeit, denn jeder lilafarbene Krokus enthält nur drei davon – um ein Kilogramm der dunkelroten Fäden zu gewinnen, benötigt es abertausende von Blüten. „Im Moment habe ich nur einen kleinen Acker, aber toll wäre es schon, irgendwann einen Teil zu verkaufen“, erzählt Kathi. Sie spricht vom roten Gold, dem seltenen Gewürz Safran.
Die Bäuerin vom Stimpflhof in Aldein kultiviert viele Besonderheiten und arbeitet dabei auch mit alten Sorten und seltenem Saatgut. „Manche Sachen sind komplett zu vergessen“, lacht die dreifache Mutter, „aber das muss man einfach mal ausprobieren. Vor zwei Jahren waren etwa die Tomaten eine Katastrophe, denn es gab den ganzen Sommer über starke Temperaturschwankungen.“ Trotzdem findet sie die alten Sorten besonders faszinierend: „Ich probiere einfach gern Neues aus. Auch das Ziehen von Stecklingen ist spannend. Da drüben steht ein Steckling aus Bergbasilikum, daneben eine Geranie, die Art heißt Ultner Röschen, denn sie hat Blüten wie eine Rose“, erzählt die Bäuerin.

Der Stimpflhof ist ein Ort der Vielfalt, und das möchte Kathi Neugierigen bei ihren Führungen zeigen. Hier gibt es Obstbau und Viehwirtschaft; in Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum Laimburg wurden sogar Weingüter angelegt. Das höchste Gut liegt dabei auf 800 Metern mit der Sorte Blauburgunder. Am Hof leben zahlreiche Tiere gefährdeter, alter Rassen. Bei einem Streifzug fallen die Wände des Stalls auf, die von außen mit unzähligen alten Geräten geschmückt sind. Im Inneren hat Haflingerstute Ulli vor zwei Tagen ein Fohlen zur Welt gebracht. Auf dem Feld lernen wir den alten, riesigen Grauviehochsen Max kennen, wir besuchen die Eselherde, schauen bei den schwarzen Alpenschweinen und bei den Hühnern vorbei. Auch Schafe gibt es am Hof, Zackel-, Jura und Bergschafe. Kathi erzählt, dass das Fleisch einiger Tiere verarbeitet wird, andere genießen hingegen eine Art „Gut-Aiderbichl-Rechte“ und dürfen am Hof alt werden.
„Es ist wichtig, dass wir den Leuten die Tür öffnen, denn wir haben ja nichts zu verstecken“,
meint die Bäuerin. „Ich wüsste nicht, was ich verbergen soll. Im Gegenteil. Ich lerne von den Besuchern, die zu uns kommen.“ Am Stimpflhof wird integrierter Obstbau betrieben. Bei den Apfelführungen erklärt Kathi, wie der Apfelanbau in Südtirol funktioniert: „Ich finde diesen Austausch einfach wichtig. Oft stellen die Besucher schwierige Fragen und dann setzen wir uns damit auseinander und schauen, was wir verbessern können. Besonders zum Thema Pflanzenschutz und Bioanbau gibt es oft interessante Gespräche.“
Ein Stück weiter des Weges zeigt Kathi auf ein Grundstück am Rand der Wiese: „Dort ist mein Safranacker! Ich finde diesen Krokus total interessant. Eigentlich sind der Anbau und die Pflege gar nicht so schwierig, denn wo er herkommt, aus den Hochebenen des Iran, des Irak und Pakistan, herrscht auch kein Glashausklima. Da ist es kühl und trocken und im Winter kalt.“ Aber die Ernte hat es in sich: Im Herbst werden die Blüten vor Sonnenaufgang abgezwickt und anschließend die Safranfäden herausgezogen. „Und da zupft man eine Weile rum, das kann ich euch sagen!“, lacht Kathi. „Wenn ich meinen Acker vergrößern will, muss ich mir schon was überlegen.“ Wie es oft so ist, ist die Bäuerin selbst eigentlich kein großer Fan vom Geschmack des teuren Gewürzes. Sie muss schmunzeln und verrät: „Für einen Risotto Milanese würde ich persönlich nirgends extra hinfahren!“
