Die Paradeiser: farbenfroh und kostbar
Die Paradeiser: farbenfroh und kostbar
Die Tomate wird vielerorts Paradeiser genannt, abgeleitet von Paradiesapfel. Die italienische Bezeichnung Pomodoro wird übrigens von pomo d’oro (goldener Apfel) abgeleitet. Bereits diese Bezeichnung deutet darauf hin, wie besonders und wertvoll dieses Gemüse ist. Bäuerin Gerti Auer Ladurner, Anbieterin für Hofund Gartenführungen, widmet diesem Gemüse all ihre Leidenschaft. In ihrem Garten wachsen viele Raritäten, unter anderem die Grüne Zebra. Gerti Auer liebt die Gartenarbeit. Und sie liebt den Kontakt zu anderen Menschen. Dadurch kann sie stets Neues erfahren. Da bieten sich die Hof- und Gartenführungen einfach gut an, um in Gespräch mit Menschen zu sein. Gerti erzählt ihnen die Geschichte ihres historischen Klosterbauerhofs in Algund und zeigt ihnen ihre Gemüseraritäten im Garten. Außerdem möchte die Bäuerin den Menschen die Landwirtschaft wieder näherbringen. Der Otto Normalverbraucher weiß nicht mehr, was ein Gemüse braucht, damit es zu einem qualitativ hochwertigen Produkt heranwächst. Und hier möchte Gerti Auer eingreifen und etwas in Gang bringen. Sie lädt ein, die Bauernhöfe zu besuchen und sich zu informieren, wie Obst und Gemüse angebaut werden. So entsteht automatisch Wertschätzung für die Arbeit am Hof und für das Produkt, sagt sie. Gerti Auer ist auch als Botschafterin für bäuerliche Produkte in den Schulen unterwegs. Sie erzählt den Kindern was ein Apfelbauer/-bäuerin im Laufe eines Jahres für Arbeiten zu erledigen hat. So lernen die Schüler wie viel Arbeit dahinter steckt und wie wertvoll ein Apfel ist. In den Sommermonaten widmet Gerti Auer ihre Zeit den Tomaten. Sie vermehrt selbst ihre Samen, sät, pikiert, setzt, pflegt und erntet – und sie freut sich über die Vielfalt, die die Paradeiser ihr liefern.
Die Paradeiser: Warum Ihr Lieblingsgemüse?
Die Leidenschaft zu den Tomaten ist im Zuge der Ausbildung zur Hof- und Gartenführerin gewachsen. Dort habe ich Bäuerinnen kennengelernt, welche mir gezeigt haben, wie man aus Samen neue Pflanzen züchtet. So habe auch ich begonnen aus Tomatensamen Pflanzen zu ziehen. Als dann nach ungefähr acht Tagen aus dem Samen zwei kleine Blätter herausgelugt haben, war meine Freude unbeschreiblich. Aus dieser Freude ist schließlich die Leidenschaft entstanden.
Wie viele Tomatensorten gibt es in Ihrem Garten?
Es gibt ja so viele Tomatensorten, über 3.000. In meinem Garten wachsen bei die 15 Sorten und alle Jahre kommen ein paar dazu. Ich baue lokale Tomatensorten an, darauf lege ich Wert, da diese Sorten widerstandsfähiger sind und kräfti - ger wachsen. Auch gegen Krankheiten sind sie weniger anfällig. Im Sommer tausche ich gerne mit anderen Bäuerinnen Tomatensamen aus, um zu einer noch größeren Vielfalt zu kommen. Oberstes Ziel von uns Allen ist es, alte verges - sene Sorten zu vermehren, damit wieder eine Vielfalt in unsere Gärten kommt.
Wie vermehren Sie die Samen?
Im Hochsommer sammle ich pro Sorte eine Tomate ein und lasse sie sehr reif werden. Anschließend teile ich diese in zwei Hälften und löse vorsichtig mit einem Messer die im Inneren der Tomate befindlichen Samenkerne. Die Samenkerne gebe ich fein sortiert, je nach Sorte, auf ein Küchenpapier und lasse sie trocknen. Dann verschließe ich dieses Papier mit einer Klammer und versehe sie mit dem Namen der Tomatensamen. Sehr wichtig: Die Samen sollten nicht mehr feucht sein und sie sollten luftdurchlässig in einem eher dunklen, kühlen Raum aufbewahrt werden. Übrigens habe ich gesehen, dass die selbst aus den Samen gezogenen Pflanzen viel widerstandsfähiger und robuster sind.
Welches ist Ihre Lieblingssorte?
Meine absoluten Lieblingssorten sind die grüne bzw. rote Zebra. Diese haben schöne Streifen und machen sich in einem Salat oder bei einem Buffet sehr dekorativ. Als schöne gelbe Sorte ist die goldene Königin zu nennen. Im Inneren hat sie ein rotes strahlenförmiges Muster.
Haben Sie einige Tipps, damit die Tomatenernte im Garten gut ausfällt?
Ja, klar. Wichtig ist erstmal das Pflanzen: In geschützten Zonen kann man die Tomatenpflanzen bereits Ende April setzen. In den anderen Zonen wartet man erfahrungsgemäß die Eisheiligen ab, also ab 16. Mai. Zwei Wochen vor dem Pflanzen bereite ich das Tomatenbeet vor. Ich reichere die Erde mit einem organischen Dünger an und lasse die Erde noch zwei Wochen ruhen. Der Standort des Tomatenbeetes ist sehr sonnig und luftig, da die Tomate sehr anfällig für Pilzkrankheiten ist. Die selbstgezogenen Pflanzen setze ich mit einem Abstand von einem halben Meter in einer langen Reihe. Anfangs binde ich die Pflanzen fleißig an, so können sie sich gut an die Stäbe festranken. Sobald die Pflanze etwas größer ist, entferne ich die untersten Triebe mit einer Schere oder Messer. So ist die Pflanze weniger gefährdet, sich über die nasse Erde Krankheiten einzufangen. Ich geize auch nicht bei nassem Wetter aus, da die offenen Stellen der Pflanze vermehrt Sporen von Tomatenfäule und ähnliches aufnehmen.
Und die Ernte?
Im Normalfall ernte ich von Ende Juni bis Anfang November, da sich unser Tomatenbeet sehr geschützt vor einer hohen Mauer befindet. Ich habe also eine sehr lange Tomatenernte. Um auch im Winter etwas von diesem Sommergefühl zu haben, versuche ich so viel wie möglich als Tomatensugo einzukochen. Weiters trockne ich Tomaten und mache anschließend ein rotes Pesto, welcher wiederum im Winter den Sommer erahnen lässt. So begleitet mich die Tomate durchs ganze Jahr – einfach ein wunderbares Gemüse!
Veröffenticht in der DiVita Zeitschrift im Juni 2019 - siehe Anhang zum Herunterladen