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Blütenzauber und Gartenpracht

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Blütenzauber und Gartenpracht

Rita Fischnaller von Unterrichter hat ein Händchen für Blumen, Sträucher und Kräuter und weiß, wie sie diese zum Blühen und Gedeihen bringen kann: es kommt auf den Standort, die Bewässerung sowie die Pflege an. Dann steht dem prächtigen Sonnen- und Schattenspiel im Garten nichts mehr im Wege. Die Hof- und Gartenführerin kennt auch die besondere Wirkung der Kräuter. Es ist für sie selbstverständlich dieses Wissen weiterzugeben und ihren Garten für alle Interessierten zu öffnen.

 

Re: Frau von Unterrichter, Sie leben auf dem historischen Hof mit Schloss Campan bei Brixen. Er hat eine lange Geschichte. Was bedeutet das für Sie?

Ri: Unser landschaftlicher Betrieb „Schloss Campan“ befindet sich südlich der alten Bischofstadt in der weiten Talsohle des Eisacktals. Seit fünf Generationen ist das Schloss im Familienbesitz. Unser Auftrag ist es, den Hof weiterzuführen. In den späten 80er Jahren stellten wir von der Bullenmast auf Obst- und Gemüseanbau um und seit 1999 wird auf dem Hof nach strengen biologischen Kriterien angebaut. Und das ist uns sehr wichtig, denn wir sind fest überzeugt, dass in der Landwirtschaft die natürliche Entwicklung der Natur gefördert und der Allgemeinheit gesunde und frische Lebensmittel angeboten werden müssen.

Re: Sie beschäftigen sich mit dem Garten und lieben die Blumen. Wie kamen Sie dazu?

Ri: Neben meiner Tätigkeit als Lehrerin habe ich hier meine große Leidenschaft fürs Gärtnern entdeckt. In Kursen und Weiterbildungen habe ich mich zur Kräuterexpertin und zur Hof- und Gartenführerin ausgebildet. Dadurch lernte ich Bäuerinnen und Frauen kennen, die sich ebenfalls für Blumen und Garten interessieren und meine Leidenschaft teilen. Über einen regen Tauschmarkt kamen wir so zu vielen Blumen und Pflanzen. Untereinander tauschten wir unsere Erfahrungen aus und unternahmen gemeinsame Studienreisen. Ich legte auf „Schloss Campan“ einen neuen Bauerngarten an, der nicht nur zur Versorgung meiner Familie dient, sondern mich auch anspornt, stetig Neues zu versuchen, umso meine Neugierde und Wissbegierde zu befriedigen.

Re: Worauf legten Sie Wert beim Anlegen eines neuen Gartens?

Ri: Im Mittelpunkt dieser Versuche stand immer die Frage: Welche Pflanze kann wo und wie wachsen? Wir können uns das schönste Beet wünschen – wenn die Stauden den ihnen zugewiesenen Platz nicht mögen, so nützt die beste Pflege nichts. Oft versucht man als Gärtner die Pflanzen zu überreden, doch bitte den schattigen Standort als sonnig zu akzeptieren und umgekehrt. Giersch und Quecke machen einem das Leben schwer, doch der Lohn eines geliebten, gepflegten Bauerngartens wiegt alle Mühen auf.

Re: Was wächst in Ihrem Blumengarten?

Ri: In meinen Garten findet man Funkien, Begonien, Hortensien. Jede einzelne von Ihnen braucht ihren Standort, ihre Pflege und ihre Ernährung. Besonders unter den Hortensien gibt es so viele Arten, von denen jede einen eigenen Schnitt verlangt. Bauern- und Tellerhortensien legen ihre Blüten bereits im Vorjahr an. Bei ihnen schneidet man in Frühling nur verwelkte Blütenstände bis zum ersten guten Knospenpaar zurück. Damit sich der Strauch fortlaufend verjüngt nehmen wir zusätzlich immer wieder einige alte unproduktive Triebe am Boden weg. Nur Verblühtes wegschneiden, das gilt auch für Eichblatt- und Samthortensien. Anders die Schneeballhortensien – zum Beispiel die Sorte „Annabelle“. Hier werden die Stauden behandelt und im zeitigen Frühjahr bodennah gekürzt. Die spätsommerblühende Rispenhortensie wird wie der Sommerflieder geschnitten. Im März/April kürzen wir alle Triebe des Vorjahres auf kurze Stummel ein.

Re: Können Sie einige Tipps weitergeben, damit die Blumen und Sträucher gut gedeihen?

Ri: Eine besondere biologische Maßnahme haben ich in der Verwendung der Schafwolle gefunden. Der Boden unter den Blumen und Sträuchern wird mit Schafwolle abgedeckt. Damit wird das Unkraut eingedämmt. Die Schafwolle speichert zudem das Wasser und verbessert am Ende der Saison durch Einarbeitung in den Boden die Bodenstruktur. Zusätzlich finden Regenwürmer und andere Bodentiere so einen wunderbaren Platz zum Überwintern und der Boden wird nachhaltig aufgewertet.

Re: Sie vermehren vieles selbst. Ein schwieriges Unterfangen?

Ri: Nein, eigentlich nicht. Eine der beliebtesten und kostengünstigsten Techniken der Vermehrung von Pflanzmaterial im Garten ist die Vermehrung durch Stecklinge, Absenker, Ausläufer und durch Teilung des Pflanzgutes. Hierdurch können Kahlstellen im Garten selbständig begrünt werden und pflanzen mit relativ wenig Aufwand vermehrt werden.

Re: In Ihrem Garten finden wir aber nicht nur Blumen und Sträucher oder?

Ri: Nein, natürlich nicht. Neben Gemüse, Salat, Kartoffeln dürfen im Bauerngarten rund herum Buschwerk, wie Buchs, Palmkätzchen nicht fehlen. Und selbstverständlich die Kräuter, die durch ihre Kräfte eine ganz besondere Rolle einnehmen. Mit Recht besagt ein altes Sprichwort: „Ein Bauerngarten ohne Kräuter ist wie eine Kuh ohne Milch“.

Re: Sie bieten auch Hof- und Gartenführungen an. Worin liegt der Fokus?

Ri: Für mich ist es immer eine besondere Freude, Kunden und Gästen unseren Hof zu zeigen, unsere Wirtschaftsweise nahezubringen und sie von der Heilkraft der Natur zu überzeugen. Meine Begeisterung und Überzeugung von der Wirkung meiner Kräuter und Pflanzen auf das Körperwohl hat schon so manches Leiden gelindert. Ich teile mein Wissen gerne, besonders wenn ich sehe, dass meine Gäste zufrieden nach Hause fahren.

 

Veröffentlicht in der DiVita Zeitung im September 2018